Klaus Aggen, Dipl.-Ing. (FH + TU)
Freier Architekt, Baubiologe, Zimmerer, Oberstudienrat a.D. für Roh- und Holzbau
Am Talblick 3
76359 Marxzell-Burbach

Nur ein paar Prozent der ostfriesischen Wallhecken sind in Ordnung. Offener Brief an den Landrat des Kreises Leer.

"Ostfriesland droht die ökologische Verödung" und weitere Veröfentlichungen. Beachten Sie auch www.heckenschutz.de

Kritik auf die unzulängliche Antwort des Landrats

Mittwoch, 24. April 2002

Süddeutsche Zeitung

Durch Schutzwall pfeifft der Wind Leserbrief zu "Urwälder gefährdet: Das Kettensägen-Massaker" / SZ 9.4.

„Die letzten Urwälder werden weitaus schneller dezimiert als bisher angenommen", schreibt Reymer Klüver in seinem bebilderten Bericht. So alarmierend der Hinweis auf dieses apokalyptische Weltproblem auch ist, „zu Hause" in Ostfriesland, in der waldärmsten und windreichsten „Wede" Deutschlands, ist das gleiche zerstörerische Vorgehen zu registrieren: die „Plattmachung" ausgerechnet von Naturdenkmalen in dem Landschaftsschutzgebiet,,Walllandschaft Lammertsfehn".

Als vor hundert Jahren der Stacheldraht zur Einzäunung von Rindern noch eine unbekannte Investition war, legten Ostfriesen allein im Landkreis Leer etwa 1700 Kilometer (!) so genannte Wallhecken an, eine Art Weltwunder, dreimal so lang wie der Obergermanisch-Rätische Limes. Die Altvorderen häufelten etwa zwei Meter hohe Sandwälle nach Art der Römer auf, indem sie beidseitig Wassergräben aushoben. Die Wälle bepflanzten sie mit einer gleichmäßigen Baumkultur: mit etwa 200 000 Eichen und mit einer geschlossenen Strauch- und Krautschicht gegen den ständig blasenden Nordwest. „Stoppt Eckeln" (Eicheln) „in den Wall, do wast dann Windschuul" (da wächst dann Windschutz), belehrte uns Oma vor vielen Jahren.

Das war einmal. Inzwischen wurden die Viehweiden und die Gräben für miserabel funktionierende Dränagen einplaniert. Die Naturdenkmale Wallhecken sind damit zur Hälfte oder restlos für bäuerliche Begehrlichkeiten eingebuddelt oder gar verschwunden. Exzessive, oft unfachliche Schnittmaßnahmen bis fünf Meter Stammhöhe, zusätzlich Wallhöhe, und rund 15 Zentimeter Astdurchmesser sind Buhnenbedarf des Küstenschutzes und für Feuerholzvorräte der Bauern statthaft. Die Maßbegrenzungen werden fast immer überschritten! Nichts wird nachgepflanzt. Das Versprühen „transgener" Giftmittel nach der Rodung und der Neuanpflanzung entsprechender Gen-Gräser lassen die „Unkräuter" und natürlich auch die heimische Flora auf den Wällen veröden, die Anlagen versanden.

Die Landwirte stört das Leerräumen der Kulturlandschaft nicht, denn im Schatten, im Wurzelbereich und unter schlecht verwesendem Laub der Eichbäume wächst nämlich ihr Monograsfutter schlecht. Die Duldungsmentalität der Behörden gegenüber den Bauern kann ich nur als überzogene Liberalität und Gesetzlosigkeit ansehen. So verwahrlosen die Wallhecken als typische Bestandteile einer friesischen Kultur-, bald „englischen" Parklandschaft, im Idealbild als dichte und hohe, lebende Wände gegen Wind mit einer reichen Fauna jetzt mehr und mehr zu Bahndämmen mit zahnlückenhaften, beinahe Telefonstangen ähnlichen Einzelbäumen und meilenweit freiem Durchblick.

Ein Dossier über den Frevel liegt als Petition dem niedersächsischen Landtag in Hannover vor und wird möglicherweise auch noch die EU-Kommission in Brüssel beschäftigen. Ich kann nur den Schlussgedanken Klüvers wiederholen, auch hier Geld zum Schutz dieser einzigartig schönen „Walllandschaft im südlichen Ostfriesland" bei Leer bereitzustellen, die Motorsägen abzuschalten, jegliche kommerzielle Nutzung der Naturdenkmale streng zu verbieten, damit diese ihren Namen auch verdienen und Touristen, Grün- und Buntspechte bald wieder zahlreicher werden.

Klaus Aggen, Marxzell

Nach dieser SZ-Publikation erhielt ich von Dr. H. Buschmann (Schutzgemeinschaft Wallheckenlandschaft Leer e.V.) und von Herrn H. Halfwasen (ostfries. ev. Landvolkshochschule Potshausen) lobende Briefe. Beide Herren haben mich jedoch in puncto meines darauf nachfolgenden "offenen Briefes" an Landrat B. Bramlage aus unerklärlichen Gründen, vermutlich auf Druck der Behörde, nicht unterstützt.(?)

Vorweg noch der Beginn (1. Absatz) eines siebenseitigen Aufrufs an die Mitglieder der Schutzgemeinschaft Wallheckenlandschaft Leer e.V., deren Vorsitzender Herr Dr. Heiner Buschmann ist.

 

Dr. Heiner Buschmann                                                             Leer, im Juni 2002                Schutzgemeinschaft Wallheckenlandschaft Leer e.V.

1. Vorsitzender

Weidenweg 16

26789 Leer

Liebe Freunde der Wallhecken!

Durch den Schutzwall pfeift der Wind, so lautete die Überschrift eines bemerkenswerten Leserbriefes in der Süddeutschen Zeitung. Die Problematik der Wallheckenzerstörung hat somit bundesweite Beachtung gefunden. Gleich von drei Vereinsmitgliedern wurde mir dieser Text zugetragen. Einige Wochen später gab es einen Abdruck in „Der Wecker“ am 26.05.2002. Der Autor Klaus Aggen bezieht zwar recht extreme Positionen, jedoch empfehle ich jedem die Lektüre des Artikels, der diesem Wallheckenrundbrief beiliegt. Insbesondere war ich überrascht, dass sich hier eine meiner Grundaussagen wiederfindet: wir beklagen den Verlust von tropischen Regenwäldern, sorgen uns um die Klimaentwicklung und beklagen das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, verschließen jedoch die Augen vor Zerstörungen gleichen Ausmaßes bei uns, vor der Haustür, und das ohne die existenzielle Bedrohung. Die Wallheckenlandschaften sind zwar ausdrücklich gesetzlich geschützt, jedoch wird dieser Schutz viel zu oft relativiert bzw. ins Gegenteil verkehrt.

 

 

Offener Brief , erneut per Fax ohne Anlagen 0491-926-1388 '

Marxzell, den 18. Juni 2004

Ostfriesland droht die ökologische Verödung

Sehr geehrter Herr Landrat Bramlage,

die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten ist in der Bundesrepublik bereits vernichtet oder vom Austerben bedroht (Rote Liste 2004). Als Schwarzmalerei abtun lässt sich das nicht mehr. Seit dem Austerben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren hat es keinen derart dramatischen Artenrückgang mehr gegeben! Die Hauptursachen sind Baumaßnahmen und die Intensivierung der Landwirtschaft. Die letzten Fauna- und Florarefugien sind vielerorts nur noch Feldhecken oder Knicks, in der waldärmsten und windreichsten "Wede" Deutschlands Ostfriesland die kulturhistorischen so genannten Wallhecken, heute zumeist nur noch desolate Rudimente unserer Altvorderen. Ohne Wallhecken würde die friesische Geest als Urlaubs- und Ferienlandschaft den offenen Charakter einer Marschebene erhalten. Sie geben als Identifikationsmerkmal unseren Dörfern ein unverwechselbares Gesicht. Alle Wälle sind seit eh und jeh hier als Naturdenkmale eingetragen. Und Denkmalschutz ist bei dem derzeitigen allgemeinen Naturverständnis wohl nur noch die einzige Waffe gegen die maßlose Arroganz einer Wegwerfgesellschaft, das kulturelle Vermächtnis ganzer Landstriche mit Gewalt zerstören zu wollen. Doch der Naturschutz für die noch vorhandenen Hecken ist Makulatur:

20 000 km, die Hälfte aller Wallhecken in Niedersachsen ist seit 1935 als sichtbares Vollzugsdelikt trotz einiger Reparaturanlagen systematisch verschwunden!

Seit 1970 werden vorsätzliche Zuwiderhandlungen an Wallanlagen nicht mehr mit Gefängnisstrafen, das heißt überhaupt nicht oder erst nach einer Privatanzeige mit geradezu nur lächerlichen Geldbußen als Ordnungswidrigkeit nach dem persönlichen Gusto eines Landrats- oder Bezirksregierungsbeamten geahndet (Paragraf 153 a der Strafprozeßordnung). Mit rechtsstaatlichen Prinzipien, exakter Gesetzlichkeit, Kontrollierbarkeit, Unschuldsvermutung, Bestimmtheit der Sanktionen ist das nicht vereinbar. Die Praxis ist verfassungswidrig! Der oft wohlhabende Täter bleibt juristisch unbescholten und ist seinen Wall los. Die vorgeschriebene Einforderung der Wiederherstellung unterbleibt jedes Mal. Solch Chose gleicht dem Ablaßhandel des Mönchs Tetzel zu Martin Luthers Zeiten und könnte zur Leerräumung restlichen, der 2. Hälfte von Niedersachsens Wallhecken in den nächsten Jahrzehnten führen. Anzeigen und Fachaufsichtsbeschwerden bei den für dieses Desaster verantwortlichen Aufsichtsbehörden von Gemeinde, Kreis, Bezirks- und Landesregierung sind so gut wie zwecklos. Man erhält oft keine oder nur fragwürdige, nicht nachvollziehbare Einlassungen, die letztendlich nur die betriebswirtschaftlichen Begehrlichkeiten des Frevlers schützen sollen. Die mit Bezugsaufgaben tätigen Amtsverweser wollen keinen Ärger riskieren und machen nur das, was der Landrat will. Ihre verfehlten Stellungnahmen werden dan erneut gegenüber einem Petitionsauschuß beim Niedersächsischen Landtag "erfolgreich" wiederholt. Dazu Beispiele: Die private 80 Meter lange Heckenabräumung sei der (sehr viel später anberaumten) "Flurneuordnung" zum Opfer gefallen, die dann bei einem anderen Wall in einer anderen Gemeinde "Kompensiert" worden sei. Eine andere 15 Meter lange Ab-räumung wurde vom Landratsamt Leer auf Grund überalteter Karten und als Rechenfehler übersehen. Die EU-Kommission hat für eingetragene naturdenkmalgeschützte Feld- und Wallhecken noch keine Schutzgesetze verfaßt, nur für seltene Tiere und Pflanzen, die die Heckenfrevler aber bereits vor Jahrzehnten ruiniert haben. Man kann aber heute nur selten einen Landwirt überzeugen, etwas für die Umwelt zu tun, wenn es da keine Wertschöpfung gibt. Da helfen nur knallharte Vorschriften und Strafverfolgung wie in der Zeit von 1935 bis 1970.

Folgende Maßnahmenverfehlungen bedingen die ökologische Misere: Die Eiplanierungen von Feldern, Äckern, Wassergrüppen und -gräben zu drainierten Weidenplateaus, die unerlaubte Zuschüttung der beidseitigen Wallgräben zwecks Einsparung der Schutzabstände von einem Meter (Kuhhals-Einheit), die auch bei den Wallhecken fast jedes Mal fehlen! Uiehbiß und -trittschäden sind die Folgen. Verheerend wird wird sich jetzt die neuartige Verwendung transgener Giftmittel zusammen mit den Düngemitteln auf die entsprechend gesäten Gen-Gräser zum beschleunigten Ruin "heimischer" Flora auf den Wällen, damit die Erosion der zumeist maroden Naturdenkmale auswirken. Der exzessive, stümperhafte Baumschnitt der so genannten Überhälter mit bis zu sieben Meter hoher Aufastung zum Abbild von Telefonstangen auf Bahndämmen (Leitgedanke: Alle 10 Meter einen Baum) und die totale Abräumung von Hecken und nachwachsenden Jungbäumen zwecks besserer Belichtung und schnellerem Monograswuchses sowie das Einholen immenser eichener Feuerholzvoräte durch die Anlieger kann man nur als Idiotie gegen die Natur bezeichnen. Rabenkrähen können nun meilenweit die Nester ihrer schutzlosen, kleineren Spezies erkennen, plündern und sich zur einzigen letzten Vogelart Ostfrieslands etablieren. Auch das immer wiederholende Graseinsäen und Plätten der Flächen beidseitig der Wälle mit großen Straßenwalzen im Wurzelbereich von Bäumen ist für diese tödlich.

Das Landesamt für Ökologie hält den alle 3 bis 5jährigen, sich wiederholenden Heckenschnitt ("auf den Stock setzen") nur bei etwa 10 Prozent des Bestandes überhaupt für sinnvoll und das nur sporadisch, zumal die pflanzliche und tierische Artenmannigfaltigkeit, wie jedermann verständlich, erst bei zehn- bis zwanzigjährigen Hecken ihr maximum erreicht!

Herr Landrat Bramlage, beenden Sie den Wallheckenschutz-Dilettantismus. Neue Leitlinien für die Behandlung von Wallkecken, ökologische Fachkonzepte zu Instandsetzungen, Zustandskartierungen und zu sehr eingeschränkten, fachmännischen Schnittmaßnahmen sind hier dringends vonnöten! Machen Sie Ostfrieslands Geest im Raum Leer zu einer englischen Parklandschaft.

Eine Wende scheint sich jetzt in Baden-Württemberg anzubahnen. Die Idee ist fantastisch: Ein Naturschutzwart des Schwarzwaldvereins kauft sich 1982 ein Stück Ackererde, nur um auf dieser Scholle mit viel Fachkenntnis eine 8 Meter breite und hohe sowie 150 Meter lange, dichte Feldhecke dort, also ein intaktes Flora-Fauna-Habitat-Lehrbeispiel verlorener Feldkultur aus unserer Urväter Zeit den heute ahnungslosen Mitmenschen und den behördlichen "Betonköpfen" (sagt er) vorzuführen, wie der Tier- und Pflanzenrückgang gestoppt werden kann!!! Auf jeden Meter Spaziergang lassen sich hier andere Pflanzen und Lebewesen gleich einem verloren gegangenen paradiesischen Arkadien entdecken. Es ist ein unglaublich herrliches Naturrefugium, soviel Hummeln, Wildbienen, Schmetterlinge und Vögel und Pflanzenarten in einem Garten Eden, einer Heimat für alles, was da kreucht und fleugt.

"Nicht alle Nachbarn waren begeistert. Es gab eine Menge Klagen nach dem Motto, das sieht unordentlich aus", beschreibt er: Dieser Mann erhält für die Erstellung und für die zwanzigjährige Pflege seiner Feldhecke in einer leergeräumten Kulturlandschaft als Erkennung seiner Privatinitiative den Umweltpreis des Land kreises Karlsruhe über 500 Euro . Er hatte sich an dem Wettbewerb "Lebensraum Hecke" des Landratsamtes beteiligt. Er hoffe nun, dass "seine Kritiker jetzt ihre Einstellung neu überdenken und seine Hecke vielleicht nun in einem positiven Licht sehen".

Sehr geehrter Herr Landrat Bramlage, das Landratsamt Karlsruhe, Abteilung Umwegltamt (Telefon 0721-936-9476) würde Ihnen gerne die Ausschreibungsunterlagen dieses für 2003 ausgeschriebenen Umweltwettbewerbs zur Verfügung stellen. Ein ähnliches Vorhaben zur "traditionellen Wallhecke" mit Vorbildcharakter zu planen, wäre doch super, oder ? Informieren Sie mich.

Mit freundlichen Grüßen

Butenostfriese Klaus Aggen

 

Anlagen:SZ vom 10.2.01 und 24.4.02, 5 Foto-Fotokopien über Wallheckenmassaker 2 Briefe von Wallheckenschutzgemeinsch Verteiler: (2 K.), BNN (4 K), Umweltamt Khe. (2 K)

Verteiler:
Nieders. Umweltministerium, Hannover
Nieders. Landesamt für Ökologie
Landratsamt, Umweltamt, Karlsruhe
Ostfriesische Landschaft, Aurich
Naturschutzbund, Aurich

Medien

Dieser Publikation hier im Internet werden nur 2 Anlagen hinzugefügt


 

 

Antwort des Landrats B. Bramlage vom Landkreis Leer zum Thema Wallhecken am 12. Juli 2004

Sehr geehrter Herr Aggen,

Ihre Ausführungen habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen.

Mit einem Umfang von rund 1800 km Länge prägen Wallhecken im Landkreis Leer eine überregional bedeutsame Kulturlandschaft. Sicherung, Schutz und Pflege dieser Wallhecken sind seit Jahren verpflichtende Aufgabe für den Landkreis Leer als Untere Naturschutzbehörde. Belastungen dieser historischen Kulturlandschaften, insbesondere durch die gemeindliche Bauleitplanung, haben in jüngster Zeit zur Bildung von Bürgerinitiativen geführt, die sich zur Aufgabe gesetzt haben, die vorgenannten Ziele zur Sicherung von Wallhecken im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen. Diese Aktivitäten werden, wie auch die sich im Rahmen der AGENDA-Initiativen ergebenden Forderungen an Gesellschaft, Verwaltung und Politik, von den politischen Gremien des Landkreises wie auch von mir ernst genommen.

Seit Mitte der 80er-Jahre wurden im Landkreis Leer bisher u. a. mit Mitteln des Landkreises sowie auch der Europäischen Union rund 500 km Wallhecken saniert (??). Die Ausführung dieser Sanierungsarbeiten erfolgte durch verschiedene Sanierungsträger.

Sofern überwiegende öffentliche Interessen nachgewiesen werden oder die gesetzliche Verpflichtung zum Wallheckenschutz einen Eigentümer oder Nutzungsberechtigten unzumutbar belastet, können auch Ausnahmen vom gesetzlichen Wallheckenschutz erteilt werden. Im Durchschnitt wurden in den letzten Jahren in 10 - 20 Fällen - unter Beachtung der vorgeschriebenen Beteiligung der anerkannten Naturschutzverbände - Ausnahmegenehmigungen bei gleichzeitiger Festsetzung von Ausgleichsmaßnahmen erteilt.

Verstöße gegen den gesetzlichen Wallheckenschutz stellen ordnungswidriges Handeln dar. In den letzten Jahren wurden im Durchschnitt zwischen 100 und 150 Verstöße gegen den gesetzlichen Wallheckenschutz verfolgt und mit Bußgeldern und Anordnungen zur Wiederherstellung ordnungsgemäßer Zustände verfügt.

Ihren Hinweis auf Umweltwettbewerbsaktivitäten des Landratsamtes Karlsruhe habe ich zur Kenntnis genommen.

Ich erlaube mir in diesem Zusammenhang einen Hinweis auf die Schutzgemeinschaft Wallheckenlandschaft Leer e. V., mit der ich eine gute und kooperative Zusammenarbeit pflege. Gerade jetzt hat mir der Verein aus Anlass der Eröffnung einer „Wallhecken-Erlebnistour" eine Broschüre überlassen, die ich auch Ihnen empfehlen möchte (siehe Anlage).

Mit freundlichem Gruß

Bernhard Bramlage

 

Antwortschreiben des Niedersächsichen Umweltministeriums vom 4.8.2004

Wallheckenschutz im Landkreis Leer

Sehr geehrter Herr Aggen,

Ihr Schreiben vom 18.06.04 an Herrn Minister Sander, mit dem Sie um Unterstützung Ihrer Bemühungen für einen besseren Wallheckenschutz im Landkreis Leer bitten, ist hier eingegangen. Ich wurde gebeten, Ihnen zu antworten und Sie um Verständnis dafür zu bitten, dass Herr Minister Sander bei der Fülle der an Ihn gerichteten Anliegen nicht immer persönlich antworten kann. Ebenfalls erhalten habe ich zwischenzeitlich weitere Unterlagen, die Sie nachgereicht haben.

Leider vermag ich Ihrer Bitte, auf den Landkreis offiziell einzuwirken, nicht nachzukommen. Der Landkreis erledigt als untere Naturschutzbehörde seine Aufgaben selbständig. Er ist dabei zwar einer Fach- und Rechtsaufsicht unterworfen. Diese ist jedoch zurückhaltend wahrzunehmen, um die Verantwortung der unteren Naturschutzbehörde nicht zu schmälern. Eventuell fehlerhaftes Verwaltungshandeln ist - wie Sie es auch gemacht haben - bei der jeweiligen Behörde selbst zu beanstanden.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Landkreis berechtigten Beschwerden gegenüber untätig bleibt. Allerdings ist es dazu erforderlich, dem Landkreis konkrete Einzelfälle zu benennen, damit eine Überprüfung möglich ist.

Der Landkreis Leer und die Bezirksregierung Weser-Ems erhalten einen Abdruck dieses Schreibens und des Bezugsschreibens.

Mit freundlichen Grüßen im Auftrage

Dreher

 

Kommentar und mein Brief nochmals an:

Nieders. Umweltministerium, Hannover
Nieders. Landesamt für Ökologie
Landratsamt, Umweltamt, Karlsruhe
Ostfriesische Landschaft, Aurich
Naturschutzbund, Aurich
Medien

Ostfriesland droht die ökologische Verödung

Da verrottet in puncto Wallhecken-Naturschutz doch jede private, bürgerliche Initiative !

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten ist ih der Bundesrepublik bereits vernichtet oder vom Aussterben bedroht (Rote Liste 2004). Die Hauptursachen sind Baumaßnahmen und die Intensivierung der Landwirtschaft.

Ich bat deshalb detailliert und umfassend den Landrat von Leer in einem "offenen Brief" auf drei Seiten und 16 Anlagen

1) die alle drei Jahre sich wiederholenden Heckenschnitte drastisch zu reduzieren (da die pflanzliche und tierische Artenmannigfaltigkeit erst bei zehnbis zwanzigjährigen Heckenhag-Qualitäten ihr maximum erreicht) und

2)'doch durch "Kreisumweltschutz-Wettbewerbspreise" und "-auszeichnungen" nach der Machart des Landratsamts Karlsruhe die gesamte Bevölkerung über den "LEBENSRAUM HECKE" öffentlich zu informieren, zum Wohlwollen einer ökologischen Wallhagpflege zu anmieren.

Die halbseitige Antwort des Landrats nach vier Wochen ohne Dank meiner Zustellung ist ungewöhnlich abweisend und enthält keine Stellungnahmen zu meinem Briefvortrag: Zwischen zwei sich wiederholenden Sätzen "zur Kenntnis genommen", lobt er tüchtig die eigentlich unzureichenden Handlungs- und Observierungsmaßnahmen seiner Referenten vom Amt für Naturschutz "über den grünen Klee", wohl bestens wissend, daß ihm da keine andere höhere Fach- und Rechtsaufsicht da hineinredet. Die wichtigste Forderung an ihn lautet, die bis dato ungenügende "Pflege" austauschen mittels EU-Finanzierungen oder ähnlichem durch verantwortungsvolle, ökologisch geschulte Fachleute mit "Heckenhag-Sinnesqualitäten" für Vogelbrutplätze mit Sichtschutz, für seltene Pflanzen in einer "gewissen Unordentlichkeit" - wenn es geht - für Heckenräume bis 8 Meter Breite und Höhe usw, statt einseitige landwirtschsftliche Blickorientierung für besseren Wuchs unnatürlicher, transgener Gräser der dazwischen liegenden Weiden durch bessere Belichtung, weniger Blattlaub und Verschattung auf Grund exzessiver Schnittmaßnahmen der Wallhecken (alle 10 bis 25 einen Baum), Planwalzen der Baumwurzeln zum Schaden derselben, acht Meter hohe Aufastung zu Telefonstangen der Eichen, Vergiften durch neuartige transgene Mittel etc..

Faktum ist, daß die Hälfte aller Wallhecken trotz Eintragung als Naturdenkmäler seit 1935 systematich verschwunden ist. Vom Rest sind heute weiter 15 Prozent als total zerstört anzusehen, der überwiegende Teil stark beschädigt und nur noch ein paar Prozent sind entgegen seines Eigenlobs in Ordnung !!!

Mit meinem "offenen Brief" bat ich ebenfalls andere Einrichtungen um Unterstützung meiner Bemühungen für einen besseren Wallheckenschutz im Landkreis Leer. Doch nur massenhafte Fehlanzeigen habe ich erhalten, deren Entlastungserwiderungen den Leser an den Aufgabensinn dieser Institutionen zweifeln lassen:

1) Das Niedersächsische Umwelministerium schreibt unter anderem:"Der Landkreis erledigt seine Aufgaben selbstständig .."," man könne deren Verantwortung nicht schmälern."   Also keine Empfehlung meines "offenen Briefes" an den Landrat.

2) Das Niedersächsische Landesamt für Ökologie (Herr Heinrich Klaholt und Frau Doris Schupp, Verfasserin einer 70-seitigen Informationsbroschüre übe.r Wallhekken) winken ebenfalls ab, ohne sich schriftlich zu äußern, "sie hätten sich schon vor Jahren vergeblich mit diesem Thema auseinandergesetzt und ihr Amt könnte möglicherweise aufgelöst werden".

3) Der Direktor der "Ostfriesischen Landschaft", Dr. Hajo van Lengen sprach mit dem Landrat. Doch was sie untereinander beredeten und warum die Antwort des Kreises Leer zu meinen Vorschlägen keine Stellung nimmt, schreibt er mir nicht. Resignierend sagt er im letzten Absatz:" Ob meine Einlassungen etwas Neues bewirken, vermag ich nicht zu sagen. Die"Landschaft" hat in diesen Dingen ja auch keinerlei Gebotsgewalt öder Anhörungsrecht. Sie kann nur ihre Meinung sagen und Stellung beziehen. Unser Einfluß ist hier (leider) nicht groß."

4) Obwohl der Naturschutzbund (Nabu) Hambrücken mit dem 2. Preis des Kreisumweltpreises 2003 "LEBENSRAUM HECKE" vom Landratsamt Karlsruhe ausgezeichnet wurde, lehnt der Vorsitzende des Nabu Aurich seine Mitarbeit mit Erläuterungen ab, die nicht das Thema meines Briefes sind.,

5) Die örtlichen Medien Ostfriesen-Zeitung (Herr Mahlzahn), General-Anzeiger, Ostfriesische Nachrichten (Herr Witte) und Sonntagsblatt (Frau Robben, Frau Janssen) verweigerten eine Publikation des "offenen Briefes" an den den Landrat - auch eine Kurzfassung, ohne solches zu begründen. Die taz nord bremen dagegen brachte sofort nach der Zustellung einen gekürzten Bericht von mir und setzte diesen ins Internet.(e).

Die Natur kann warten. Ein Schlußwort von Karlheinz Deschner:"Kein größeres Verbrechen als Gleichgültigkeit. Gleichgültigsein heißt unablässig morden." Ein Volksbegehren zur Änderung des bisherigen "Wallheckenschutzes" wäre sinnvoll, Volkes Wille sichtbar zu machen, das Plattmachen von Wallhecken zu stoppen. Mit freundlichen Grüßen

Klaus Aggen

 

 

Heckenschnitte drastisch reduzieren

Die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten ist in der Bundesrepublik bereits vernichtet oder vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen sind Baumaßnahmen und Intensivierung der Landwirtschaft. Ich bat deshalb den Landrat von Leer in einem „offenen Brief" i.) die alle drei Jahre sich wiederholenden Heckenschnitte drastisch zu reduzieren (da die pflanzliche und tierische Artenvielfalt erst bei l0- bis 20-jährigen Heckenhag-Qualitäten ihr Maximum erreicht) und z.) doch durch „Kreisumweltschutz-Wettbewerbpreise" und „-auszeichnungen" nach der Machart des Landratsamts Karlsruhe die gesamte Bevölkerung über den Lebensraum Hecke zu informieren, zum Wohlwollen einer ökologischen Wallhagpflege zu animieren. In seiner Antwort lobte der Landrat tüchtig die eigentlich unzureichenden Handlungs- und Observierungsmaßnahmen seiner Referenten vom Amt für Naturschutz, wohl bestens wissend, dass ihm da keine andere höhere Fach- und Rechtsaufsicht hineinredet. Faktum ist, dass die Hälfte aller Wallhecken trotz Eintragung als Naturdenkmäler seit 1935 systematisch verschwunden ist. Vom Rest sind heute weiter 15 Prozent als total zerstört anzusehen, und nur ein paar Prozent sind in Ordnung. Klaus Aggen, Marxzell

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von Leserlnnenbriefen vor. Die erscheinenden Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

 

 

 

 

 

Die Ostfriesen-Zeitung veröffentlicht keine Wallhecken-Massaker

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